Armer, wertloser Bierbrauer

Man sagt auf der Wiesn sei das Bier besonders gut. Doch das Gegenteil scheint beim Blick in die Speisenkarten der Fall: Bier ist kaum wertvoller als Wasser.

Armer Münchner Bierbrauer! Die Stadt München hat in der vergangenen Woche die Übersicht der Getränkepreise auf der Wiesn 2015 bekannt gegeben. Und was teilt dir, der du das jedes Jahr so köstliche, unerhört süffige Wiesnbier verursachst, diese Liste mit? Dass du wertlos bist. Ja, das ist hart. Und es mag sich im ersten Moment auch unsinnig anhören, schließlich bist es du, der ordinäres Wasser unter Einsatz deines Hirnschmalzes und Geschmacks in flüssiges Gold verwandelt, um jedes Jahr Millionen begeisterter Kehlen vor dem sicheren Tod durch Verdursten zu bewahren. Und daran ist schließlich selbst Jesus gescheitert. Der hat es gerade einmal bis zum Wein geschafft.

Doch beim Anblick der Getränkepreise beschleicht uns das Gefühl, dass du deinem Brauwasser gar nicht zu einer substantiellen Wertsteigerung verhilfst. In der Bratwurst nämlich, wo die Schänken mit von nicht wenigen götzengleich angebeteten Augustiner-Fassln bestück sind, kostet eine Maß Wasser 10,20€, während die Maß Wiesn-Edelstoff gerade einmal 20 Cent höher bepreist ist. Dein monatelanger Einsatz für das köstlichstmögliche Getränk ist also gerade einmal mickrige 20 Cent pro Liter wert? Bierbrauer! Auf die Barrikaden! Denn irgendwie haben wir es ja schon immer geahnt: Das Wiesnbier ist eigentlich zu billig.

Oder ist am Ende das Wasser zu teuer? Nein, ganz bestimmt nicht. Zumindest nicht, wenn man die Herren Schottenhamel, Able (S.) oder Roiderer fragt. Diese nämlich haben ihr Wasser im vergangenen Jahr offenbar fatal billig feilgeboten. Glücklicherweise konnte dieser Fehler gerade noch rechtzeitig, vor der Insolvenz, behoben werden. Beim Schottenhamel kostet das Wasser heuer einen Euro mehr, im Marstall deren zwei und im Hackerzelt sollen es gleich 2,20€, also fast ein Drittel mehr sein. Wie in der lieben, guten, alten Zeit also, da war das Bier nämlich noch dunkel, die Burschn schneidig und die Inflation galoppierend. Alles in allem also eine sehr traditionsbewusste Preissteigerung. Dass die Wiesnwirte sich den ganzen Ärger eh nur noch aus Traditionsbewusstsein antun, ist in München sowieso ein offenes Geheimnis.

Nun gut, lieber Bierbrauer, bevor wir deinen Blutdruck allzu sehr bemühen, versuchen wir dich mit einen Blick auf die Spezi-Preise zu besänftigen. Und auch hierbei landen wir schon wieder in der Bratwurst. Deren Wirt, der Werner Hochreiter, kassiert für eine Spezi-Maß nämlich sogar 1,40€ weniger als für ein Wasser. Vielleicht ist Spezi halt doch nur dreckiges Wasser…