Nach 84 Jahren gibt Wirtsfamilie Heide die Bräurosl auf.

Dass eine Wirtedynastie eine Wiesnzelt aufgibt und sich somit aus dem Wirteolymp zurückzieht, war bislang etwas Unvorstellbares. Doch macht das Jahr 2020 als Spezialist für Unvorstellbares selbst das möglich. Wie der Münchner Merkur in seiner heutigen Ausgabe meldet, wird sich die Familie Heide nicht mehr um die Bewirtung der Bräurosl bewerben. Öffentlich wurde diese außergewöhnliche Entscheidung nachdem die Mitarbeiter des Stammhauses Heide Volm am Wochenende darüber informiert wurden.

Die Bräurosl, das ehemalige Zelt der Pschorrbrauerei, wurde seit 1936 von der Familie Heide bewirtet. Nach vier Wirtegenerationen ist damit nun Schluss. Ein entscheidender Grund hierfür ist offenbar der eigentlich für heuer geplante Neubau des Zeltes. Obwohl die Bräurosl immer noch ein Brauereizelt ist, heutzutage in Händen der Paulaner-Gruppe, bedeutet ein Neubau auch für die Wirtsleute wesentliche Investitionen in die Innenausstattung.

Durch die diesjährige Wiesnabsage und die Unsicherheit bezüglich der Durchführung im kommenden Jahr, erlitt die wirtschaftliche Situation die Familie Heide offenbar einen derart starken Schlag, dass sie sich zu diesem außergewöhnlichen Schritt gezwungen sah. Investitionen in Veranstaltungen lassen sich auch für 2021 derzeit kaum versichern.

Nun muss sich die Paulaner-Gruppe also für neue Wirte für eine neue Bräurosl umsehen. Angesichts der Probleme der Heides könnte dies gar nicht so leicht werden. Nur besonders finanzstarke Wirteimperien dürften mit der Gefahr einer erneuten Wiesnabsage in Kombination mit der Investition in ein neues Zelt umgehen können.

Aktualisierung 12.09.: Laut der Abendzeitung wird die Bräurosl von Florian Lechner (Nockherberg) und den Oberndorfers (Münchner Knödelei übernommen). Während Lechner als Nockherberg-Wirt eine Art Kronprinz der Brauerei ist, wäre diese Doppellösung aber doch sehr ungewöhnlich.