Jedes Jahr geben Touristen viel Geld für „Oktoberfest-Tickets“ aus. Dabei gibt es solche überhaupt nicht.

Wer nur kommerzielle Mottopartys außerhalb Altbayerns kennt, die sich fatalerweise Oktoberfest nennen, mag es von daheim gewohnt sein, für sein „Oktoberfest“ vorher Platzkarten kaufen zu müssen. So verkaufen die Wirte der größten Oktoberfest-Motto-Party der Welt, dem Canstatter Volksfest, beispielsweise sogar Flanierkarten ohne Sitzplatz.

Wieso es „Tickets“ gar nicht geben kann

Allen Unkenrufen zum Trotz, ist die Wiesn tatsächlich ihrem Wesen nach keine kommerzielle Veranstaltung. Veranstalter ist nämlich die Stadt München, welche es sich bereits in den 70er-Jahren selbst die Auflage gemacht hat, kein Geld mit der Wiesn zu verdienen. Wie auf bayerischen Volksfesten allgemein üblich, wird auch am Oktoberfest kein Eintrittsgeld verlangt – auch für die Zelte nicht. Die einzige Ausnahme ist ironischerweise die Oide Wiesn, ein separates Festgelände hinter dem Riesenrad. Der Eintritt auf dieses Festgelände kostet drei Euro.

Es ist also weder für das Festgelände, noch für einen Besuch der Zelte ein Eintrittsgeld zu entrichten. Vielleicht haben Sie dennoch bereits absurde, vierstellige Preise für „Tische“ oder Reservierungen gesehen. Generell sind Reservierungen eigentlich sogar kostenlos. Lediglich eine gewisse Menge an Bierzeichen und Essensmarkerln muss im Vorfeld abgenommen werden - und das ausschließlich beim Wirt. Niemanden außer den Wirten selber vergibt Reservierungen.

Reservierungen sind nicht notwendig

Auch Reservierungen sind, anders als im Ausland oft üblich, auf der Wiesn nicht für einen Zeltbesuch notwendig. Wie Sie auf unserer Seite zu den Wiesnreservierungen im Detail lesen können, müssen, bis auf zwei Ausnahmen, alle großen Wiesnzelte große, je nach Wochentag bis zu 50% der Sitzplätze umfassende reservierungsfreie Bereiche vorsehen.

Dass Abendreservierungen von Schwarzhändlern überhaupt derart absurd bepreist werden können liegt daran, dass die Oktoberfestzelte an Freitagabenden und an Samstagen in der Regel wegen Überfüllung geschlossen werden. Passiert dies, garantiert eine Reservierung den Einlass in das jeweilige Festzelt. Wer sich am Freitag spätestens am frühen Nachmittag um Sitzplätze bemüht, benötigt dennoch keine Reservierung, um ein Zelt zu besuchen.

An Samstagen ist dies leider deutlich schwieriger – dann muss die Platzsuche bereits am frühen Vormittag erfolgreich abgeschlossen sein, bevor die Zelte spätestens am frühen Nachmittag schließen. Danach ist viel Geduld vonnöten. An Sonntagen ist dies üblich gänzlich anders. An keinem Wochentag ist die Platzsuche des Abends so angenehm wie an Sonntagen – je später, desto besser. Zum Abschätzen des Andrangs veröffentlichen wir jedes Jahr ein Wiesnzeltebarometer.

Mittags sind Reservierungen ein Hindernis

Gänzlich unverständlich sind kostenpflichtige Mittagsreservierungen unter der Woche. Zum einen, weil diese relativ leicht auch kurzfristig ganz regulär bei den Wirten, wie erwähnt kostenlos, zu bekommen sind. Zum anderen, weil eine Mittagsreservierung nur für größere Gruppen sinnvoll ist. Diese beginnen nämlich meist um elf, manchmal auch schon um zehn Uhr. Wer um diese Zeit von Montag bis Donnerstag die Zelte betritt, wird feststellen, dass es problemlos möglich gewesen wäre, im reservierungsfreien Bereich Platz zu nehmen.

Der Tisch, den sie reserviert haben, ist jedoch, je nach Zelt und Bereich, ab einem gewissen Zeitpunkt im Laufe des Nachmittags zu räumen, da er mindestens noch einmal, in manchen Zelten gar zwei Mal reserviert ist. An einem unreservierten Tisch könnten Sie auch noch länger bleiben. Wobei die Bedienungen freilich wenig begeistert sind, wenn einzeln Gäste stundenlang an die gleiche Maß hinzuzeln oder sich, ganz im Gegenteil, alkoholvergiften.

Und obwohl Mittagsreservierungen also in den meisten Fällen sogar kontraproduktiv sind, sind diese bei den großen Schwarzhandelsplattformen, die ihr Geschäft normalerweise eher mit Konzertkarten verdienen, für über 100€ pro Sitzplatz zu haben. Hoffentlich kann dieser Artikel dazu beitragen, diesen Händlern das Geschäft wenigstens etwas zu erschweren.

Wer nach wertvollen Abend- und Wochenendreservierungen sucht, wird übrigens am ehesten mithilfe unseres Reservierungsweckers fündig, den Sie weiter unten abonnieren können.